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Die Statussymbole der reichsten Menschen der Welt sind speziell. Hier darf alles gerne eine Nummer größer sein und schneller gehen. Bei Elon Musk verwandelte sich der Einstig als „passiver Investor“ bei Twitter zum angehenden Alleineigentümer des Kurznachrichtendienstes in weniger als drei Wochen. Zumindest der Verwaltungsrat steht dem Übernahmeangebot mit angekündigtem Delisting zum Wert von 44 Mrd. USD nun wohl nicht mehr im Weg – die Bestandsaktionäre und Behörden vielleicht aber schon? Abwarten!

Dass eine solche Finanzierung nicht über die sprichwörtliche Portokasse laufen kann, ist klar. Für das nötige Darlehn sollen teilweise Tesla-Aktien hinterlegt werden und diese brachen daraufhin am Dienstag in einem schwachen Marktumfeld um 12 Prozent ein. Nur um die Dimensionen einzuordnen: Damit sank die Marktkapitalisierung des Elektroautobauers an einem Tag um 126 Mrd. USD, also das 2,9-fache des Twitter-Firmenwerts. Seit Bekanntgabe von Musks Einstieg ging der Wert sogar um mehr als 275 Mrd. USD zurück. Ein hoher Preis für die postulierte Verteidigung der unzensierten Redefreiheit.

Beim DAX mutiert die Mitte März zurückeroberte 14.000-Punkte-Marke diese Woche von der Unterstützungs- zur Widerstandszone. Auch wenn deutschen Kurse tagsüber eine Eigendynamik entwickeln, kommt die Taktvorgabe ab dem Nachmittag von der anderen Seite des Atlantiks. Dort notiert der technologielastige Nasdaq 100 inzwischen erneut mehr als 20 Prozent unter seinem Rekord vom November. Und die laufende Berichtssaison sorgt bisher für mehr Enttäuschungen als Überraschungen – gestern nachbörslich bei Alphabet und Microsoft. Wie dies die Masse der Investoren einschätzt, sehen wir dann wieder am Nachmittag.

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Newsletter vom 27. April 2022

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow