Das Fomo-Phänomen ist zurück

Sind die jüngsten Erholungen an den Aktienmärkten der Silberstreif am Horizont oder eine Schwalbe, die bekanntlich noch keinen Sommer macht? Seit den Zwischentiefs im Juni bzw. Juli haben sich die führenden Aktienindizes teilweise wieder zweistellig erholt und das bei unverändert schlechten Rahmendaten. Tatsache ist, und das wird auch von führenden Anlagestrategen wie z. B. von Morgan Stanley und Goldman Sachs so gesehen, der Markt ignoriert zurzeit die sich eintrübenden Gewinnaussichten der Unternehmen. Steigende Verbraucherpreise und noch viel stärker steigende Produzentenpreise belasten Angebot und Nachfrage. Der anhaltende Kostendruck wird bei vielen Unternehmen die Gewinnmargen reduzieren, selbst wenn es einzelnen Branchen gelingen sollte, die Umsätze zu halten bzw. sogar zu steigern. Die Rezession ist längst in greifbarer Nähe.

Das Anlegerpublikum scheint diese trüben Aussichten nicht zu stören, sie sind zumindest in verhaltener Kauflaune. Dieses Phänomen, nach dem Anleger offenbar Angst haben, etwas zu verpassen, trägt übrigens den Namen „Fomo“ (Fear of missing out). Ob Angst oder Ungeduld die richtigen Ratgeber bei Anlageentscheidungen sind, wage ich zu bezweifeln. Anleger sollten sich immer an Fakten orientieren, Ruhe bewahren und dabei einen kühlen Kopf behalten. An der Börse ist es übrigens wie an einer Bushaltestelle: Wenn man einen Bus mal verpasst hat, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste kommt. In diesem Sinne, bleiben Sie entspannt, aber wachsam.

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Newsletter vom 10. August 2022

Martin Braun, Börse Hannover