Generation T – Waren Sie auch dabei?

Erinnern Sie sich noch, was vor 25 Jahren war? Am 18. November 1996 ging die Deutsche Telekom an die Börse und 1,9 Mio. Privatanleger gingen mit. Eine erfolgreiche, nicht unumstrittene Werbekampagne für die „Volksaktie“ hatte die sicherheitsverliebten Deutschen aufs Parkett gelockt. Für viele war es die erste Aktie ihres Lebens – bei manchen blieb es die einzige. Der offizielle Ausgabepreis betrug 28,50 DM (14,57 €), doch die umworbenen Kleinanlegern erhielten die ersten 300 Stück reduziert für 14,32 €, inklusive Zusage auf 1 zu 10 Treueaktien bei Haltefrist bis 1999. Die Nachfrage übertraf das Angebot und der Kurs stieg gleich am ersten Tag um 20 Prozent. Die Mutigen waren Gewinner und die Zweifler kamen ins Grübeln.

Eine beispiellose Börseneuphorie mit Fokus auf Technologieaktien startete und Anleger griffen auch bei der zweiten Telekom-Tranche im Juni 1999 für 39,50 € wieder zu. Am 6. März 2000 markierte die T-Aktie bei 103,50 € ihren bisherigen Rekordstand. Der DAX stieg im beschriebenen Zeitraum von 2.500 auf über 8.000 Punkte. Im Juni 2000 folgte noch eine dritte Tranche zu 63,50 €. Doch wer spät auf den T-Zug aufsprang erlebte nur kurzfristig Kursgewinne, denn die „Dotcom-Blase“ implodierte im gleichen Jahr. Der Telekom-Kurs unterschritt Mitte 2002 die Schwelle von 10 € und der DAX notierte 2003 tiefer als 7 Jahre zuvor.

T-Aktionäre der ersten Stunde sind durch ein Tal der Tränen gegangen, hätten aber inzwischen den Break-even-Point sicher überschritten, weil in Summe bereits 14,34 € Dividende je Aktie geflossen ist. Der Einstandspreis ist also verdient und aktuell notiert der Wert bei rund 17 €. Eine Erfolgsstory ist es trotzdem nicht. Die Zahl der Aktienbesitzer in Deutschland erreichte übrigens 2001 ihren Rekord bei 12,9 Mio. und fiel bis 2010 auf 8,4 Mio. zurück. Für 2021 wird einhellig ein neuer Höchststand jenseits von 13 Mio. Aktiensparern erwartet. Der Telekom-IPO markiert einen Meilenstein der deutschen Börsenkultur und sollte Anlegern als schmerzhaftes Mahnmal für mangelnde Diversifikation dienen. Derzeit steht der DAX mit über 16.250 Punkten erneut so hoch wie nie zuvor. Hoffentlich hat die aktuelle Generation von Aktionären aus der Vergangenheit etwas gelernt.

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Newsletter vom 17. November 2021

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow