Mit Trump-Angst schrittweise weiter nach oben?

Carsten Brömstrup

In den letzten Tagen ist der S&P 500 Index für das Jahr 2025 wieder leicht in den positiven Bereich gestiegen (in US-Dollar). Dabei erholte er sich von seinem Jahrestief am 8. April um über 23 Prozent und legte eine „V“-Erholung hin. Dieses Comeback ergab sich hauptsächlich aus der Zuversicht, dass die heißeste Phase des Handelskonflikts nun hinter uns liegt – besonders nach der Meldung, dass die USA und China die Zölle 90 Tage lang senken und Gespräche über eine dauerhafte Vereinbarung fortsetzen werden. Die Börsianer nahmen auch den angekündigten Rahmen für ein Handelsabkommen mit Großbritannien positiv auf.
 
Doch obwohl wir die erfreulichen Meldungen begrüßen, bleibt der Ausblick unsicher. Noch immer ist der effektive US-Zollsatz deutlich höher als am Jahresbeginn. Nach der Volatilität aufgrund der plötzlichen Zolländerungen lässt sich schnell übersehen, dass der effektive US-Zollsatz von rund 15 Prozent inzwischen sechsmal höher als der Zoll von 2,5 Prozent vom Januar ist, bevor US-Präsident Donald Trump in das Weiße Haus zurückgekehrt war. Dies gilt überdies unter der Annahme, dass die während der 90-tägigen Pause gesenkten Zölle über diese Frist hinaus beibehalten werden. Da die Trump-Regierung angedeutet hat, dass der Grundzoll von 10 Prozent wahrscheinlich nicht verhandelbar sein wird, könnten diese höheren Zölle die US-Wirtschaft bremsen und die Preise nach oben treiben. Viele Unternehmen haben vor den politischen Veränderungen zu Beginn des Jahres ihre Lager aufgestockt und ihre höheren Kosten daher noch nicht an die Konsumenten weitergereicht. Während diese Bestände abgebaut werden, könnte es nun aber zu einem Aufwärtsdruck auf die Preise kommen.
 
Obwohl der Druck groß ist, die Zölle zu senken, bereitet die Trump-Regierung in gezielteren Bereichen aber auch eine Anhebung von Zöllen ab dem Sommer vor, sobald Handelsuntersuchungen strategischer Branchen wie der Pharmazie, kritischer Mineralien, Bauholz, Kupfer und Halbleiter abgeschlossen sind. Diese Produktzölle werden unseres Erachtens wahrscheinlich langfristiger sein und weniger Ausnahmen sowie Länderbefreiungen umfassen, da sie sich auf strategische Sektoren beziehen. So schätzt z. B. die UBS, dass ein Zoll von 25 Prozent in diesen Sektoren den effektiven US-Zollsatz um zusätzliche vier Prozentpunkte erhöhen könnte.
 
Andererseits könnte die wachsende Anzahl rechtlicher Herausforderungen und das kontinuierliche Einbrechen der Zustimmungsquoten für den US-Präsidenten eine Verringerung der Zölle bewirken. Republikanische Abgeordnete könnten auch befürchten, dass hohe Zölle die Steuererlöse verringern, indem sie das Wirtschaftswachstum abbremsen und den Handel umlenken. Das Peterson Institute for International Economics schätzt, dass ein Zoll in Höhe von 10 Prozent im Verlauf eines Jahrzehnts zu Einnahmen von rund 1,6 Bio. US-Dollar führen wird, während ein Zoll von 20 Prozent lediglich 791 Mrd. US-Dollar in die Staatskassen spülen würde. Darüber hinaus könnten die Politiker bei einer Eskalation des Handelsstreits unter Druck geraten, den Branchen zu helfen, die unter den Vergeltungszöllen anderer Länder leiden. All dies geschieht zu einer Zeit, da die Republikaner im Kongress darauf erpicht sind, die Staatseinnahmen zu erhöhen, um die geplanten Steuersenkungen zu finanzieren.
 
Genau in diese „Könnte-Phase“ hinein platzt die Bombe, die da heißt: Moody’s entzieht den USA das letzte vorhandene „Triple AAA“ Rating für US-Staatsanleihen. Wumms! Trump wird vor Wut kochen. Was machen nun die Renditen für langlaufende US-Papiere? Sie werden wohl steigen und bedenklich nahe an die „rote Linie“ von 5 Prozent heranrücken. Die Refinanzierung des bereits hoch verschuldeten Staates wird noch teurer und belastet die Wirtschaft, zumal China inzwischen US-Staatsanleihebestände abbaut und nur noch die Nr. 3 der Anleihegläubiger hinter Japan und nun Großbritannien ist. Wie reagiert jetzt die US-Notenbank FED und Trumps Interim Feind Jerome Powell? Wird sie die Leitzinsen, die aber eher auf die kurzfristigen Zinsen abzielt, doch eher als gedacht senken müssen, um eine Rezession in den USA zu verhindern?  
 
Donald Trump bekommt immer mehr die Kraft des Kapitalmarktes und der großen Gegenspieler zu spüren. China, Ratingagenturen und Notenbanken zeigen Widerstand und drängen ihn langsam in die Ecke. Wie lange kann er noch „sleepy“ Joe Biden die Schuld zuschustern? Können ihn ein paar wahrlich große Deals in Arabien am Aktienmarkt retten?
 
Es scheint wohl ausgemacht, dass die Unsicherheit an den Märkten zu weiteren Volatilitätsschüben führen wird. Der nahende Juni gilt auch dann als eher mauer Börsenmonat (siehe Grafik). Aber gerade deshalb können schrittweise Käufe für Anleger mit einer zu niedrigen Aktienallokation eine effektive Möglichkeit darstellen, sich für das längerfristige Aufwärtspotenzial von Aktien zu positionieren. „Buy-the-dip“ bleibt unsere Devise. Wir glauben zudem, dass es sinnvoll ist, sich global noch breiter aufzustellen und z. B. den Anteil von europäischen Aktien aufzustocken. Man bedenke, dass ein ETF auf den MSCI-Welt Index nahezu 70 Prozent allein in US-Aktien hält. Der Deutschlandanteil beträgt nur rund 2,5 Prozent. Hinzu kommt das Risiko einer weiteren US-Dollar-Abwertung gegenüber dem Euro. 


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Carsten Brömstrup – Chefanalyst
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