Rezession, na und? Lob an Privatanleger.

Da hat uns „Triple A“ mal wieder gezeigt, wo Bartel den Most holt. Amazon, Apple und Alphabet legten Zahlen vor und lieferten. Nicht das alles Gold wäre, was da berichtet wurde, dennoch konnten die arg zurückgefahrenen Prognosen geschlagen werden. Dazu kamen noch die Schwergewichte Microsoft und Tesla. Die verdutzten Marktakteure mussten zusehen, ihre teils drastisch reduzierten Aktienpositionen in diesen Werten wieder aufzustocken. Paradoxerweise unterstützend wirkte auch das überraschend schwache Bruttoinlandsprodukt der USA für das 2. Quartal 2022 (-0,9 Prozent). Die USA befinden sich definitorisch nach einem zweiten Minusquartal in einer technischen Rezession, obschon im 1. Halbjahr doch mehr als zweieinhalb Millionen neue Jobs geschaffen wurden. Dies ließ den Market hoffen, dass die US-Notenbank FED das Tempo ihrer Zinserhöhungen drosseln könnte. Und der Krieg? Die Börse ist gut darin, sich an schreckliche Tagesaktualität zu gewöhnen. 

Ein genauerer Blick in die US-Berichtssaison bringt ein Mehr an Klarheit, was auch in der nahen Zukunft zu erwarten ist. So verbuchte Apple einen Umsatz- und Gewinnrückgang (!), schnitt aber besser ab als erwartet. Amazon sprangen nach den Zahlen um rund 10 Prozent. Der Online-Riese wies zwar den zweiten Quartalsverlust (!) in Folge aus und verfehlte die Schätzungen. Dafür fiel die Umsatzsteigerung stärker als prognostiziert aus. Intel hingegen hat derweil nach deutlichen Umsatzeinbußen im zweiten Quartal seine Jahresprognosen gesenkt. Der Kurs brach ein, genauso wie bei Roku. Der Anbieter von Streaming-Hardware hatte mit Gewinn und Umsatz enttäuscht und auch in seinem Ausblick pessimistisch geklungen. Exxon Mobil und Chevron hatten dank hoher Ölpreise dagegen im zweiten Quartal einen Rekordgewinn verzeichnet. Enttäuschende Zahlen und ein pessimistischer Ausblick drückten den Meister Proper Hersteller Procter & Gamble um roundabout 6 Prozent. Es geht also munter hin und her zwischen Euphorie und Enttäuschung. In Summe, da ca. 60 Prozent der US-Aktien des S&P 500 berichtet haben, konnten rund 2/3 der Unternehmen die Gewinnprognosen schlagen und rund 60 Prozent die Umsatzprognosen. Hört sich gut an, liegt aber teils deutlich unter dem Schnitt der Vorquartale, wo es jeweils fast 80 Prozent waren. Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? Volkswirte werden sagen, es sei halb leer, denn Konsumentenvertrauen und wichtige Einkaufsmanagerindizes aus der Industrie zeigen ganz klar nach unten. Einzelwertanalysten werden sagen, das Glas sei halb voll. Man muss nur darauf achten, welches Unternehmen die Marktmacht hat, Preise und vielleicht noch einen Schnaps mehr an den Kunden weiterzugeben. Man mag sich selber die Frage beantworten, ob man die Preiserhöhung um satte 30 Prozent bei Amazon Prime bezahlt oder eben nicht? Zudem verstehen es viele Unternehmen gut, niedrigmargige Produkte aus dem Sortiment hinauszuwerfen und hochmargige dafür noch recht zügig zu liefern. Wir sind gespannt, ob sich dies wieder ändert, falls sich die Chipengpässe – wie man nun hört – entspannen sollten.

Kurzum, wir werden m. E. mindestens bis Jahresende in eine „Börsenwelt der schnellen Läufe“ sehen. Enttäuschungen und Überraschungen werden in Einzelwerten zu hohen Volatilitäten führen und stock picking Fähigkeiten erfordern, während sich die Sammelindizes wie DAX oder S&P 500 in längeren Phasen der Seitwärtsbewegung wiederfinden werden. Wie wir wieder einmal sehen, bestimmen die USA bzw. die FED, wohin der Zins- und Börsenzug fährt. Aktuell profitiert die Börse von der soliden Berichtssaison, ab Mitte August sollten dann wieder die pessimistischen Volkswirte und Bären das Zepter übernehmen. China meiden wir inzwischen. Geopolitische Aggression (Taiwan), Verbrüderung mit Russland, ideologische Null-Covid-Strategie, regulatorische Ketten für Unternehmen mit Marktmacht und die andauernde Immobilienkrise sind einfach zu viel des Bedenklichen. Ein großes Kompliment zollen wir den Privatanlegern, die in Summe trotz des Krieges nicht in Panik verfallen sind und an ihren Langfristinvestments und Sparverträgen u. a. in etablierte Mischfonds festgehalten haben. Wir hoffen sehr, dass dies so bleibt, wissen wir doch, dass die monatlichen Mehrbelastungen der gestiegenen Energierechnung noch folgen werden. Keine Frage, wir werden in den nächsten Monaten noch die Backen zusammenkneifen müssen, aber wir können das, wenn wir politisch (Grüne und FDP), wirtschaftlich (Tarifparteien) und gesellschaftlich (Arm und Reich) zusammenhalten. Gehen wir den Spaltern nicht auf den Leim!  


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Newsletter vom 3. August 2022

Carsten Brömstrup – Chefanalyst
Oldenburgische Landesbank AG

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