Rezession voraus? Geschäfts- und Konsumklima auf Tiefpunkten

Ein Unglück kommt bekanntlich selten allein. Zurzeit braut sich jedoch eine Gemengelage aus Belastungsfaktoren zusammen, die bedrohliche Ausmaße für Wirtschaft und Gesellschaft erreicht. Laut ifo-Institut hat sich der Geschäftsklimaindex weiter deutlich abgekühlt, er sank im Juli auf 88,6 Punkte nach 92,2 im Juni. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2020, als die Wirtschaft erstmals Corona zu spüren bekam. Aktuell belasten insbesondere die hohen Energiepreise und die drohende Versorgungsknappheit beim Gas. „Deutschland stehe an der Schwelle zur Rezession“, so das ifo-Institut.

Kein Wunder, dass auch die Stimmung der Verbraucher zu wünschen übriglässt. In einer Umfrage der Nürnberger GfK hat das Konsumklima in Deutschland für Juli ein neues Allzeittief erreicht. Dabei wurde der Tiefstwert vom Vormonat unterboten und auch der Ausblick für August ist nochmals negativ. Seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991 wurde laut GfK kein schlechterer Wert gemessen, selbst in den Lockdown-Phasen der Corona-Pandemie war die Stimmung besser.

Da wundert es wenig, dass der Aktienmarkt verschnupft reagiert. Der DAX ging gestern bei 13.097 Punkten mit minus 0,86 Prozent aus dem offiziellen Handel, der EuroStoxx50 und die US-Börsen schlossen ebenfalls im Minus. Verschärft werden könnte die Rezessionsgefahr zudem von weiteren Zinserhöhungen der Notenbanken. Auf der heutigen Sitzung der FED erwartet man eine Anhebung des Leitzinses um weitere 0,75 Prozentpunkte. Von einer Sommerpause kann aktuell keine Rede sein, fast täglich kommen neue Meldungen, die gravierende Auswirkungen auf das Marktgeschehen haben können.

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Newsletter vom 27. Juli 2022

Martin Braun, Börse Hannover